Sonntag, 29. Januar 2017, 17 Uhr Alte Schule - Museum Stefan Abels, Klavier Wege zu Bach I

 

Weiler Zeitung, 31.1.2017

 

Von Walter Bronner

Efringen-Kirchen. Es darf füglich bezweifelt werden, dass Johann Sebastian Bachs„ Goldberg-Variationen“ eigens komponiert wurden, um den an Schlafstörungen

leidenden Grafen Hermann Carl von Keiserlingk in sü.en Schlummer zu wiegen.

Dagegen spricht einmal, dass des Grafen Cembalist Johann Gottlieb Goldberg als 13-Jähriger kaum imstande  gewesen sein dürfte, das anno 1740 kreierte

Gipfelwerk barocker Klavierkunst spieltechnisch zu bewältigen. Zudem weist der egendäre Zyklus aus einer zu Beginn und am Schluss erklingenden Aria und

deren 30 Veränderungen dazwischen gerade in der zweiten Hälfte etliche „sportliche“ Variationen auf, die als wahre Wachrüttler gelten dürfen.

Hier speziell das robuste Quodlibet kurz vor Schluss. Und schließlich betitelte Bach die 16. Variation mit „Ouvertüre“, was doch wohl insistiert, dass es erst von da an

richtig zur Sache geht.

Sofern aktuell noch ein Beweis gegen die seit Generationen beharrlich kolportierte Fabel erforderlich  gewesen wäre, so hätte ihn am Sonntag das

jüngste Konzert der Kammermusikreihe im Museum „Alte Schule“ in Efringen-Kirchen erbracht. Denn hier präsentierte Stefan Abels die zu den berühmtesten

Meisterwerken der Musikgeschichte zählende Tonschöpfung auf dem 108-jährigen Steinway mit einem Höchstmaß an Transparenz und Fasslichkeit.

Dabei überzeugte die gestochen scharfe Interpretation durch eine weitgehend gemäßigte Tempowahl, die auch jeder Sechzehntelnote noch die gebührende

Geltung verschaffte. Gleichwohl entfaltete Abels mitreißendes Brio in den jeweils rasanten zweiten Variationen des – mit Ausnahme der letzten – in 27

dreigliedrige Sequenzen aufgefächerten Tastenmarathons. Dies freilich ohne irgendwelchen „Tastenzirkus“ zu veranstalten. Denn gerade in diesen zweiten

Variationen mit dem häufigen vertrackten Überkreuzspiel der rechten und linken Hand bedarf es auf dem einmanualigen Flügel einer besonders ausgefeilten

Anschlagstechnik, die auf dem doppelmanualigen Cembalo wesentlich einfacher zu bewerkstelligen ist.

Mit geradezu plastischer Klarheit zelebrierte der als

Klavierlehrer an Musikschulen in Basel und Weil am Rhein wirkende Konzertgeber die neun Kanons, die als jeweils dritte Variation mit stufenweise aufsteigenden Intervallen von der Prime bis zur None erklingen.

Die „Wege zu Bach“, so die Überschrift der neuen Konzertreihe, wurden bei diesem Anlass aufs Vorzüglichste geebnet. Das gebannt lauschende Publikum im

randvoll besetzten Konzertsaal dankte dem famosen Interpreten mit minutenlangem Beifall, wofür es dann

noch das vielgeliebte Präludium Nummer

eins in C-Dur zu hören bekam.

 

 

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