Datum: Sonntag, 26.04.2015  
Uhrzeit: 17 Uhr  
Ort: Alte Schule - Museum  
Künstler: Belenus Streichquartett  
Werke: Werke von Beethoven, Dvorak und Schnittke

  

Seraina Pfenninger, Anne Battegay (Violine), Esther Fritzsche (Viola), Jonas Vischi (Cello)

Badische Zeitung, 28.April 2015

 

Ein junges aufstrebendes Ensemble macht von sich reden: Erst im Februar hat das Belenus Quartett bei einem internationalen Wettbewerb in Graz den ersten Preis und den Publikumspreis gewonnen. Da passte es perfekt, dass die frisch gebackenen Preisträger nun in der Reihe der Kammerkonzerte Efringen-Kirchen im Museum Alte Schule auftraten und den ausgezeichneten Ruf, der ihnen vorauseilt, vollauf bestätigten.

Die deutsch-schweizerische Formation, besetzt mit den Geigerinnen Seraina Pfenninger und Anne Battegay aus Zürich, der aus Lörrach stammenden Esther Fritzsche (Viola) und dem in Luzern studierenden Cellisten Jonas Vischi, der erst seit 2014 Mitglied von Belenus ist, ließ schon zum Auftakt in Beethovens Streichquartett op.18, Nr. 3 D-Dur durch ein prägnantes, von Dynamik, Transparenz und Klarheit geprägtes Ensemblespiel aufhorchen. Präzise ausgeleuchtet und fein durchgearbeitet in allen Stimmen, geschärft im Klang, markant im Strich, energisch vorangetrieben in den fließenden Passagen, bekam diese Beethoven-Interpretation eine ungemeine Frische, ja stellenweise Leichtigkeit, eine dynamische Gespanntheit und einen glühenden Ton. Die Violinistinnen und die Bratschistin spielten im Stehen, was ihrem Spiel einen zusätzlichen gestischen Bewegungs- und Vitalitätsschub verlieh.

Besonders elektrisierend geriet ihre Interpretation von Alfred Schnittkes drittem Streichquartett. Mit welcher Expressivität und Vehemenz die jungen Kammermusiker dieses extrem verdichtete Werk von 1983 aufführten, zeugte von intensiver und engagierter Auseinandersetzung mit Schnittkes Polystilistik. Die in diesem Streichquartett verarbeiteten Themen und Zitate wie eine Phrase aus dem Stabat Mater erklangen überaus prononciert. Im Andante machte sich anfangs eine düstere, elegische, klagende Stimmung breit, in der Art einer Trauermusik, schmerzlich expressiv in den Klangwirkungen. Das Belenus Quartett bringt die nötige klanglich zugespitzte Schärfe und Härte ein, spielt den zweiten Satz "Agitat" und den dritten Satz Pesante in aller Heftigkeit und Durchdringung aus. Sehr aufwühlend war es, wie das Ensemble die Klänge unter Hochspannung auflud, immer wieder unterbrochen von traurigen, fast verklärenden Momenten. Es hatte bezwingende Intensität, Tiefenschärfe und Präzision, wie das Ensemble dieses spieltechnisch herausfordernde Stück gestalterisch in den Griff bekam.

Auf diesen großartig bewältigen Schnittke folgte ein hinreißend vital gespielter Dvorák. Mit dem "Amerikanischen Quartett" hatte das Ensemble Dvoráks beliebtestes Streichquartett aufgelegt, eines, dessen herrliche Melodik und rhythmische Ostinati sich im Ohr festsetzen. Das fabelhaft aufeinander eingestimmte Belenus Quartett überfrachtete diesen Dvorák nicht mit "dickem", sattem, romantischem Ton, sondern spielte ihn sehr schlank, federnd, durchpulst von vitaler Lebendigkeit, leidenschaftlichem Impuls und Frische. Der erste Satz atmet Weite, man sieht förmlich die weite Landschaft vor sich, so stimmungsvoll und anschaulich ist das gespielt. Im Lento lassen die jungen Interpreten mit kantablem Klang die sehnsuchtsvolle Melodie erblühen, vor allem in der ersten Violine und im Cello. Der frische, zupackende Zugriff im Scherzo mit seinen wirbelnden Tanzszenen und die rhythmische Impulsivität und Verve im fast schon orchestral gesteigerten Finalsatz lassen diese Dvorák-Interpretation sehr überzeugend wirken.

Für den großen Beifall bedankte sich das Ensemble mit "Havanna" aus den "Great Places" von Daniel Schnyder, der sich zwischen Jazz, Avantgarde und Neuer Musik bewegt: ein rhythmisch aufregendes Stück, das den jungen Kammermusikern – und dem Publikum – sichtlich Vergnügen machte.

 

Roswitha Frey
 

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