Von Roswitha Frey
Di, 26. Juni 2018
Die
Klarinette ist in den vergangenen Jahren nicht so oft in den Programmen der Kammerkonzerte Efringen-Kirchen aufgetaucht. Beim vierten und letzten Konzert der Saison kam dieses Instrument umso
prominenter heraus. Livio Russi präsentierte mit der Pianistin Maki Wiederkehr im Museum Alte Schule ein reizvolles Programm, in dem das Ausdrucksspektrum der Klarinette sehr farben- und
facettenreich ausgeschöpft wurde.
Der junge Interpret aus Graubünden war für den angestammten Klarinettenpartner der Pianistin eingesprungen. Und es war bemerkenswert, wie tonlich flexibel Russi die Stücke gestaltete und wie gut er
im inspirierten kammermusikalischen Dialog mit der Pianistin harmonierte.
Zum Auftakt spielte das Duo Leos Janáceks Sonate für Violine und Klavier in einer Version für Klarinette. Dabei zeigte sich, dass dieses Violinstück auch auf der Klarinette wirkungsvoll funktioniert,
zumal wenn es so pointiert gespielt wird wie von Russi. Markant im Klang, akzentuiert und expressiv im Ton spielte er den ersten Satz mit seinen leidenschaftlichen Themen. In den lyrisch-sanglichen
Passagen und weit gespannten Melodien der Ballada konnte der junge Klarinettist seinen weichen Klang und seine geschmeidige Bläsertechnik entfalten. Kräftig im Kolorit, rhythmisch energisch und
lebhaft bewegt, besonders auch von Seiten des Klaviers, klang die folkloristische Tanzmelodie im dritten Satz. Hier wie auch im Finalsatz brachten der bläsertechnisch agile Livio Russi und die
souverän am Flügel agierende Maki Wiederkehr das Leidenschaftliche, auch das Schwermütige bei Janacek sehr prononciert zur Wirkung bis hin zum leise verklingenden im Adagio.
In den "Dance Préludes" für Klarinette und Klavier von Witold Lutoslawski sind volkstümliche Melodien und auch mal jazzige Rhythmen herauszuhören. Diese fünf kurzen Sätze des polnischen Komponisten
werden von den beiden Interpreten sehr differenziert und pointiert gespielt. Tänzerisch, voller Verve, Temperament und Spielwitz in den Allegro-Stücken und mit viel sanglicher Wärme im Andante ließen
der vital und wendig spielende Klarinettist und seine Klavierpartnerin in diesen Tanzpräludien mit ihren Bartok-artigen Anklängen aufhorchen.
Für die Sonatine von Arthur Honegger griff Livio Russi zu einer A-Klarinette mit weicherem Klang und
dunklerer Färbung, die gerade im Mittelsatz zur Geltung kam. Im dritten Satz "vif et rhythmique" war das Spiel des Duos lebhaft und von sprudelnder Agilität.
Dass sich große Komponisten gern von führenden Klarinettisten ihrer Zeit inspirieren ließen, hörte man zum Abschluss in der Sonate für Klavier und Klarinette Es-Dur op. 120 von Brahms, die dieser für
Richard Mühlfeld geschrieben hat. Mit romantischem Klangempfinden, schwärmerischem Ton und hingebungsvoller Emphase widmete sich das Duo diesem verdichteten Kammermusikwerk, in dem Livio Russi die
virtuosen Möglichkeiten und klangvollen Klarinettenregister wirkungsvoll ausnutzen konnte. Er brachte viel Gefühl und einschmeichelnde tonliche Wärme in sein Brahms-Spiel, aber auch
Leidenschaftlichkeit in den bewegten Passagen und enorm viel Spielfreudigkeit, Frische und dynamischen Schwung im animierten Dialogisieren mit der Pianistin. Mit einem "Gruß aus England", dem
Allegretto scherzando von Charles Stanford als Zugabe, ließen die Künstler den Abend und die Saison heiter-gelöst ausklingen.