Efringen-Kirchen
Mit finalem Virtuosen-Spaß
Weiler Zeitung, 24.10.2017 05:56 Uhr
Von Walter Bronner
Efringen-Kirchen. Aufgeheiterte Feierstimmung beherrschte am Sonntag das musikalische Geschehen in der „Alten Schule“ in Efringen-Kirchen. Schließlich ist es 60 Jahre her, dass hier Kammerkonzerte von hohem Niveau und meist mit Spitzenkräften aus der Dreilandregion stattfinden.
Begründer Karl Ahles, seinerzeit Schulleiter hier und Geiger in Paul Sachers Basler Kammerorchester, legte damals schon die Messlatte hinsichtlich Programmen und Interpreten recht hoch, was seinen Nachfolgern bis heute verpflichtendes Anliegen blieb.
Derzeit „managen“ die Musikpädagogen Walter Kösters und Eckhard Lenzing das
Konzertleben des Doppeldorfs.
Und dass Kösters ein vorzüglicher Geiger ist, Lenzing ein ebensolcher Fagottist,
der zudem noch mit originellen Kompositionen aufwartet, bewiesen sie bei diesem Geburtstagskonzert innerhalb des ad hoc gebildeten Ensembles mit sechs weiteren Spitzenkräften aus der Nachbarschaft. Zusammen mit Kösters musizierten eingangs Patricia Scrocco (Violine), Roberta Lenzing (Viola), Michaela Bongartz und Daniel Fritsche (beide Cello) Franz Schuberts himmlisch langen Eingangssatz „Allegro ma non troppo“ aus dem Streichquintett C-Dur dynamisch kontrastbetont und mitreißend schwungvoll.
Solistisch brillierte Eckhard Lenzing zusammen mit dem famosen Pianisten Ewald Gutenkunst alsdann in zweien seiner munteren, in modernen Tongefilden angesiedelten „Fünf kleinen Studien“für Fagott und Klavier.
Melodiösere Fortsetzung war danach Eugène Bozzas entzückendes und in der Kammermusik wohl einzigartiges „Duettino für zwei Fagotte“ mit Martin Rabe als kongenialem Sekundanten Lenzings.
Felix Mendelssohn-Bartholdys wunderbarer
Kopfsatz des Klaviertrios d-Moll rundete den ersten Konzertteil hochromantisch
ab.
Nach der Pause mit Empfang im Ausstellungsraum über dem Museum (siehe
Rebland-Seite) bildeten zwei emotionsbewegte Tangos in Triobesetzung aus
Astor Piazzollas „Vier Jahreszeiten in Buenos Aires“ den robusten Rahmen einer
melodie-gesättigten, hoch virtuos angelegten „Passacaglia für Cello solo“, mit der
Daniel Fritsche gleichermaßen kompositorisches Format und stupende
Spieltechnik demonstrierte.
Zum Schluss dann noch als hinreißender Gag, gleichwohl aber als gewaltige Herausforderung an das Interpretationsvermögen aller Konzertgeber, die „Sinfonia obscura“ eines gewissen Alfred E. Fringenkirchen, dessen Existenz man freilich vergebens zu ergooglen sucht. Der abartige musikalische Spaß
begeisterte indessen durch seine gekonnte Collage von etwa drei Dutzend Fragmenten aus Wunschkonzerten gehobenen Zuschnitts. Das ging dann eine Viertelstunde nahtlos von Mozart via Bach zu Mendelssohn und Miss Marple, von Bizet zu Biene Maja, Wiener- und Schostakowitsch-Walzern nebst Beethovens
„Elise“ und „Schicksalsschläge“ bis zu Verdis „Rigoletto“ und Gershwins „Summertime“, um nur einige zu nennen.
Der Finalteil war dann als Zugabe
nochmals zu hören und als Schöpfer dieser kuriosen klangsinnlichen
Lachnummer der Pianist des Abends bald einmal enttarnt.