Alte Schule – Museum
Sibylle Schaible – Sopran
Daniel Beyer – historische Klarinette
Enno Kastens – Fortepiano
Werke von Fr. Schubert, L. Spohr und R. Schumann
Von Walter Bronner (Oberbadische Zeitung)
Efringen-Kirchen.
Walter Kösters und Eckhard Lenzing warten immer wieder mit herrlichen Überraschungen auf bei den von ihnen organisierten Kammerkonzerten in Efringen-Kirchen. Am letzten Sonntag hatten sie das famose Trio Sibylle Schaible (Sopran), Daniel Beyer (Klarinette) und Enno Kastens
(Fortepiano) für einen romantischen „Zwiegesang“ aufgeboten, der die entzückteHörerschar in vorwiegend unbekannte Klangwelten entführte.
Franz Schubert freilich konnte da nicht außen vor bleiben. Schließlich ist seine viel geliebte Kantate „Der Hirt auf dem Felsen“ das Referenzstück für diese aus der Mode gekommene Art vokaler und instrumentaler Besetzung.
Und hier war es nun auf eine neue, viel intimere und damit intensivere Weise als in der sonst üblichen Primadonnen-Version zu genießen. Sibylle Schaible verfügt über einen
gut durchgebildeten lyrischen Sopran von schöner Leuchtkraft und Wärme, der drucklos in höchste Höhenlagen aufzusteigen vermag. Und Daniel Beyer als gleichberechtigter und auch gleich anspruchsvoll geforderter Partner an Sopran-, Alt- und Bassklarinette spielt mit einer Perfektion und musikantischen Frische auf, die einen staunen ließ. Desgleichen profilierte sich Enno Kastens als idealer Sekundant am silbrig klingenden Hammerklavier – ein mit Kniepedalen ausgestatteter Nachbau eines Wiener Instruments um 1800 und baugleich mit jenem, an dem Franz Schubert auf dem bekannten Gemälde von Moritz von
Schwind waltet.
Die für die Sängerin und den Klarinettisten notwendigen Pausen zum Atemschöpfen überbrückte der versierte Pianist mit Robert Schumanns sanftmelancholischem
Klavierstück F-Dur (op. 68/30) und Felix Mendelssohn-
Bartholdys berückendem „Lied ohne Worte c-Moll“ (op. 38/2).
Ansonsten war dieses Programm der klanglichen Seltenheiten aufgebaut auf der Natur-, Liebes- und Sehnsuchtslyrik so prominenter Dichter wie Ludwig Uhland,
Heinrich Heine, Johann Heinrich Voss, Emanuel Geibel, Heinrich Hoffmann von Fallersleben nebst etlicher weniger bekannter Poeten. Darunter Gedichte, deren
Vertonungen von Friedrich Silcher oder Carl Friedrich Zelter jedermann vertraut sind. Hier indes erklangen sie in höchst kunstvollen Varianten von Conrad Kreutzer und Giacomo Meyerbeer, letzterer ebenfalls mit einem klangsinnlichen
Hirtenlied.
Die Entdeckung des Abends freilich waren die sechs Lieder von Gottfried Herrmann, einem lange vergessenen Liedkomponisten, Kapellmeister und Opernspielleiter.
Herrmanns Lehrer war übrigens der Komponist,Gesangspädagoge und neben
Paganini größte Geiger seiner Zeit, Louis Spohr, dessen Zyklus „Sechs deutsche Lieder“ das virtuose Finale des gewinnenden Kammerkonzerts bildeten.