Trio d'anches Köln

Datum: Sonntag, 25.05.2014  Uhrzeit: 17 Uhr 
Ort: Alte Schule - Museum

Künstler: Trio d`anches Köln 

Werke: W. A. Mozart, L. v. Beethoven, A. Tansman, J. Francaix und H. V. Lobos 
 
Trio d’anches Köln          

 

Rezension der Badischen Zeitung

 

27. Mai 2014

 

Heitere Gegengewichte

Trio d’Anches spielte in Efringen-Kirchen.

Mit dem französischen Wort "anches" wird neben der Zunge auch das Rohrblatt bezeichnet,

mit dessen Hilfe Blasinstrumente die richtigen Schwingungen erzeugen. Insofern kann man

den Namen Trio d’anches", das in der Kammermusikreihe in Efringen-Kirchen auftrat, mit

einer gewissen Berechtigung durchaus als "Rohrblatt-Trio" übersetzen. In der Besetzung mit

dem Oboisten Georg Bongartz, der das Trio 1989 gründete, mit dem er vier Jahre später den

Deutschen Hochschulwettbewerb gewann, der Klarinettistin Marlies Klumpenaar, die schon

als Jungstudentin am Konservatorium von Amsterdam aufgenommen wurde, und dem

Fagottisten Martin Kevenhörster, der stellvertretender Solofagottist der Düsseldorfer

Symphoniker ist, hatten die Veranstalter drei exzellente Musiker verpflichtet, deren eigene

große Spielfreude jederzeit spürbar wurde und sich bruchlos auf das trotz großer Konkurrenz

reichlich erschienene Publikum übertrug.

Mit Mozarts Divertimento Nr. 3 – im Original für drei Bassetthörner geschrieben – begann

das abwechslungsreiche Programm, und schon hier zeigten sich die großen Stärken der

Musiker: Das Ensemble ist außerordentlich ausgewogen, dazu bestens aufeinander

eingespielt, so dass man sich geradezu blind versteht. Die unterschiedlichen Anblasarten wie

vorwitziges Staccato oder breit angelegtes Legato werden souverän eingebaut, so dass alles

sehr natürlich, ja geradezu zwingend, immer aber wunderbar leicht wirkt. Das breite

dynamische Spektrum, das dabei ausgespielt wird, ist beeindruckend, auch ausgedehnte

solistische Passagen der Musiker werden unauffällig, aber sehr natürlich eingebaut.

Bearbeitung konzentriert sich auf das Wesentliche

Auch das Trio in Es-Dur von Beethoven ist kein Originalwerk, wurde es doch von Mordechai

Rechtman nach dem Sextett op. 71 (für jeweils zwei Oboen, Klarinetten und Fagotte)

gestaltet. In dieser Bearbeitung, in der alles auf das Wesentliche konzentriert ist, war das

Werk indes ein echter Beethoven, teilweise extrem virtuos, teilweise mit elegischen

Kantilenen. Auch hierbei gaben die Musiker die musikalischen Motive unauffällig und

natürlich weiter, die Mitglieder des Trios ergänzten sich geradezu ideal. Sehr einheitlich

gelang die Interpretation, auch das Tempo wurde organisch variiert. Die unterschiedlichen

Charaktere der Sätze – dann elegisch-verträumt, dann zupackend-heiter – wurden bestens

getroffen.

Die weiteren Werke waren Originalwerke für diese Triobesetzung, die zu Beginn des 20.

Jahrhunderts auch durch die Fortentwicklung der Instrumente für die Komponisten

zunehmend von Interesse wurde, die oft einfach ein heiteres Gegengewicht zur schweren

deutschen romantischen Musik schaffen wollten. Bei der "Suite pour Trio d’anches" von

Alexandre Tansman, dem Divertissement von Jean Françaix und dem Trio des brasilianischen

Komponisten Heitor Villa-Lobos herrschte so eine völlig andere, mehr oder weniger

ungewohnte Harmonik. Immer wieder wurde das Publikum durch musikalische Wendungen

überrascht. Am Schluss großer, begeisterter Applaus und "obwohl wir nicht mehr können"

(Bongartz) doch noch eine Wiederholung als Zugabe.

Autor: gmf

 

 

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