Junges Podium
Vilem Vlček - Violoncello
Dennis Lininik - Klavier
Werke von L.v Beethoven, B. Martinu & R. Schumann
Dem Schwimmbad-Wetter zum Trotz war der Saal der Alten Schule beim „Jungen Podium“ am Sonntagnachmittag gut gefüllt. Die Kammerkonzerte Efringen-Kirchen boten zum Abschluss der
Saison zwei jungen Musikern eine Plattform.
Der aus Prag stammende Cellist Vilém Vlcek, der an der Musikakademie Basel studiert, und sein in Belarus geborener Klavierpartner Denis Linnik, der ebenfalls in Basel studiert hat
und dort lebt, widmeten sich dem tschechischen Komponisten Bohuslav Martinu. Die Nähe des Cellisten zur Musik seines Landsmanns war spürbar in der Intensität und Einfühlung, mit der er die
„Variationen über ein slowakisches Volkslied“ interpretierte, ebenbürtig mitgestaltet von Denis Linnik am Flügel. Expressiv, mit kraftvollem Bogenstrich und einem warmen, sonoren Ton legte sich der
Cellist in dieses letzte Werk Martinus, das der Komponist in der Schweiz 1959 kurz vor seinem Tod geschrieben hat. Die folkloristischen Wurzeln, die Sehnsucht nach seiner Heimat, dem Böhmischen, die
Wehmut, aber auch die unbändige Energie dieses Variationenwerks brachte das Duo eindringlich zur Wirkung.
Ebenso bemerkenswert in der Gestaltungskraft, Vitalität und Expressivität geriet ihre Interpretation der dritten Cellosonate von Martinu. Spieltechnisch herausragend, mit impulsiver
Dynamik und rhythmischer Prägnanz spielten der Cellist und sein Klavierpartner, der durch den dichten Klaviersatz enorm gefordert ist, die Ecksätze. Das Andante horchte Vlcek mit Feinsinn und
leidenschaftlichem Ton aus. Die unmittelbare Emotionalität und engagierte Herangehensweise, mit der das Duo die Kammermusik durchleuchtete, war faszinierend. Das Duo ist dabei, das Gesamtwerk von
Martinu für Cello und Klavier auf CD einzuspielen.
Auch in der Cellosonate von Beethoven D-Dur op. 102,2 zeigte sich die Ausnahmequalität dieser jungen Musiker. Großartig gelang es ihnen, dieses als sperrig geltende Spätwerk in
seinen polyphonen Strukturen zu erfassen. Mit aller Vehemenz, energischem Duktus und tadelloser technischer Beherrschung gestaltete der Cellist, unterstützt von seinem Partner, den leidenschaftlichen
Kopfsatz und das Schluss-Allegro. Wunderbar verinnerlicht, entrückt und mit großer Ruhe lotete Vlcek das Adagio aus – eine reife Beethoven-Leistung.
Auch in den Fantasiestücken von Schumann op. 73 hinterließ das Duo einen inspirierenden Klangeindruck. Ihr Zugang zu diesen Stücken hatte Frische und Sensibilität und klang spontan
wie aus dem Moment geboren. Differenziert gestalteten sie die ineinander übergehenden Charakterstücke. Das Erste geriet zum lyrischen, weichen Gesang auf dem Cello, das zweite erklang in
unangestrengter Leichtigkeit und quirlig-bewegtem Celloklang, das dritte stürmisch mit leidenschaftlichem Aufschwung und romantischer Emphase.
Das beeindruckte Publikum bekam eine klangschöne „Arabesque“ von Martinu als Zugabe zu hören. Im Anschluss luden die Veranstalter in den kühleren Keller zum Umtrunk mit Wein und
Käse. Und es gab einen Ausblick auf die kommende Saison, die Ende Oktober mit einem Klavierrecital von Helge Aurich beginnt.