Sonntag, 26. Oktober 2025

 

Klavierrezital

Helge Aurich - Klavier

Werke von Grieg, Debussy, Granados und Brahms

 

 

 

Virtuose Klänge zwischen Nord und Süd
KONZERT
 Mit einer Klangreise nach Spanien und Norwegen und einer Brahms-Sonate überzeugt der Pianist Helge Aurich in Efringen-Kirchen. Sein Recital zum Auftakt der Kammerkonzerte ist farbenreich.                                                                 
Von Roswitha Frey (Badische Zeitung)
 
EFRINGEN-KIRCHEN 
 Für Helge Aurich war das Konzert am Sonntag im vollbesetzten Saal der Alten Schule ein Heimspiel. Der Pianist ist in Efringen-Kirchen aufgewachsen und hat noch immer enge familiäre Verbindungen zur Gemeinde, in der seine Eltern leben. Zum Auftakt der neuen Saison legte Aurich am restaurierten alten Steinway-Flügel ein sehr farbenreiches Programm mit Schwerpunkt auf Spätromantik, Impressionismus und Romantik vor. 

In dem Ort zu konzertieren, in dem er seine Kindheit und Jugend verbracht hat, ist für Aurich „etwas Besonderes“. Im Publikum des Klavierrecitals waren viele Leute, die den Pianisten von früher kennen. Auch zu den Kammerkonzerten Efringen-Kirchen pflegt der Pianist eine langjährige Verbindung. Wie Organisator Walter Kösters zurückblätterte, trat Aurich in der Klassikreihe 2012 solistisch auf, damals noch im Foyer der Halle, und zuletzt 2017 im Trio. 

Nach dem Abitur ging Helge Aurich zum Studium nach Rostock. Inzwischen lebt und arbeitet er in Stuttgart, wo er als Dozent für Korrepetition an der Musikhochschule mit den Studierenden Stücke erarbeitet und im Unterricht seine pädagogische Seite einbringen kann. Er ist sowohl als Solist als auch als Kammermusiker in einem festen Klaviertrio und in verschiedenen Besetzungen unterwegs, „bewusst breitgefächert“, wie er es nennt. Die Kammermusik habe ihn gelehrt, anders zu hören, sagt er, das habe einen sehr positiven Einfluss auf sein Spiel. 

Im ersten Teil seines Programms am Sonntag entfaltete er verschiedenste Farben und Stilrichtungen innerhalb der spätromantischen Epoche. Dabei ging es auch um das Reisen und um fremde Klänge wie in Debussys impressionistischen „Estampes“, drei zauberhaften, klangmalerischen Stücken. Rhythmisch präzise und delikat spielte Aurich die fernöstlich anmutenden „Pagoden“, für die sich Debussy von südostasiatischer Gamelanmusik inspirieren ließ. Andalusische Klänge schimmerten in dem reizvollen „Abend in Granada“ durch, in dem Aurich das spanische Kolorit rhythmisch und farblich schön und kräftig konturiert einfing. Stimmungsvoll gelang ihm auch das atmosphärische Bild der „Gärten im Regen“. 

Feinfühligkeit und pianistische Sensibilität bewies Helge Aurich auch in einer Auswahl aus den Lyrischen Stücken des Norwegers Edvard Grieg mit ihren nordischen, romantischen Klängen, die um folkloristische Motive und die Natur kreisen. Vom zauberhaft-kapriziösen „Schmetterling“ über das geheimnisvoll-nächtliche „Notturno“ und das aufblühende „An den Frühling“ bis zum rhythmisch lebhaften „Zug der Zwerge“ gelang Aurich eine nuancierte Darstellung dieser beliebten Genrestücke. Spanische Virtuosität war dann im „Allegro de concierto“ von Enrique Granados zu erleben, einem Bravourstück in Lisztscher Manier, in dem Aurich mit Technik brillieren konnte. 

War der erste Programmblock vielfältig und facettenreich, folgte nach der Pause die gewichtige dritte Klaviersonate von Johannes Brahms; ein monumentales Gipfelwerk der Romantik, das Helge Aurich persönlich viel bedeutet und das er, mit gewonnener pianistischer Erfahrung und Lebenserfahrung, in einer anderen Lesart interpretiert. 

Intensiv und mit reifer Gestaltungskraft lotete er diese gewaltige Sonate aus. Tiefgründig in der Emotionalität und romantischen Emphase durchmaß er die fünf Sätze. Im Kopfsatz mit seiner Expressivität und Kühnheit überzeugte Aurichs Spiel ebenso wie in der lyrischen Versenkung im liedhaften, berückenden Andante, im effektvollen Scherzo und im abgründigen Intermezzo. Bis zum Finalsatz mit seinen sehnsüchtigen, aber auch rhythmisch prägnanten Themen hielt er die innere Spannung, die Energie und Ausdrucksintensität in seiner beeindruckenden Brahms-Interpretation. Für den großen, anhaltenden Beifall bedankte sich Aurich mit einem Brahms-Walzer als Zugabe, bevor der Abend mit einem geselligen Beisammensein bei Wein und Käse ausklang.
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