Roswitha Frey - Badische Zeitung
Di, 28. Jan 2025
Efringen-Kirchen
Liederabend berührt mit romantischer Poesie
Viel Beifall erhielten der Tenor Georg Poplutz und sein Klavierpartner Rudolf Lutz für ihren Liederabend in der Alten Schule Efringen-Kirchen. Das Programm drehte sich um Vertonungen der Romantik.
"Ein sehr schöner Ort, ein wunderbarer Saal, ein schönes altes Klavier und ein aufmerksames Publikum": In den höchsten Tönen schwärmte der Komponist und Pianist Rudolf Lutz beim Liederabend mit dem Tenor Georg Poplutz vom Konzertort, dem Saal der Alten Schule. Der Sänger und sein Klavierpartner waren zu Gast bei den Kammerkonzerten Efringen-Kirchen und nahmen ihre Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine "Wanderung" durch die romantische Liedpoesie.
Das Vergnügen war ganz auf Seiten des Publikums, das die Komplimente an die beiden Künstler zurückgeben konnte. "Eine Sternstunde", kommentierte eine Besucherin, ein Zuhörer sprach von einem der schönsten Konzerte seit langem. Auch die Organisatoren Walter Kösters und Eckhard Lenzing freuten sich über dieses Liedprogramm, das etwas Besonderes in der Konzertreihe sei.
Es erklangen ausschließlich Vertonungen von Gedichten von Joseph von Eichendorff. Seine Lyrik hat viele Komponisten der Romantik inspiriert, allen voran Robert Schumann, aus dessen "Liederkreis" zehn Lieder zu hören waren, aber auch Hugo Wolf, Mendelssohn und weniger bekannte Zeitgenossen wie Friedrich Kiel und Robert Franz. Neben diesen Liedpreziosen aus der Romantik wurden neue Vertonungen von Eichendorff-Gedichten von Rudolf Lutz aufgeführt, der ebenso einfühlsam und klangsensibel die Lyrik in Klänge setzte.
Mit Tenor Georg Poplutz erlebten die Besucher einen Idealinterpreten. Geschickt hatten der Sänger und sein Klavierpartner das Programm in Themenblöcke eingeteilt, die vom Wandern, von der Liebe, von Waldträumen, von Verführung, Stille und Abschied handelten. In jeden dieser Gefühlsbereiche fühlte sich Poplutz mit seiner schlanken, hochkultivierten Stimme, Ausdruckswärme und gestalterischen Empfindungskraft überaus sensibel ein. Sei es die schwärmerische Naturlyrik, die tiefe romantische Versunkenheit, der fröhliche Ton auf der Wanderschaft, das Glücksgefühl der Liebe, der leidenschaftliche Ausdruck von Sehnsucht, Wehmut und Waldeinsamkeit – stets erwies sich Poplutz als nuancierter Liedgestalter.
Höhepunkte in diesem rundum faszinierenden Liedprogramm waren das von Poplutz dramatisch-theatralisch gestaltete "Waldesgespräch" von Schumann, wo er packend die Phantasiewelt und gespenstisch-unheimliche Szenerie beschwor, und die "Mondnacht", für viele das berührendste und schönste Lied der Romantik überhaupt. Wie Poplutz dieses "Es war, als hätt’ der Himmel die Erde still geküsst" sang, war von unbeschreiblichem lyrischem Zauber, so seelenvoll und entrückt, dass sich eine traumhaft schwebende poetische Stimmung über die Zuhörer legte. Hier fanden, wie den ganzen Abend über, der Gesang und das Klavierspiel in vollkommener Einheit und inniger Vertrautheit zusammen.
Auch andere Lieder wie "Schöne Fremde" oder "Auf der Burg" von Schumann oder "Der Musikant" von Wolf, der das Vagabundenleben beschreibt, erfuhren großartige Darstellungen durch dieses Duo, das feinfühlig aufeinander eingeht. Die eigenen Kompositionen von Rudolf Lutz, der seine "Sieben Lieder" für Poplutz geschrieben hat, fügten sich klanglich harmonisch in diese "Wanderung mit Eichendorff". Lutz moderierte den Abend überdies mit kundigen, charmanten Ansagen.
Besonders eindrücklich gerieten die Lieder im letzten Kapitel "Abschied". Das Nachtlied von Mendelssohn, eines seiner letzten, und Lutz’ "Vesper", in dem die Abendglocken durchs stille Tal klingen und die wehmütige Erinnerung an die verstorbene Liebste aufkommt, hallten im Innern der Zuhörer tief und intensiv nach. Und im "Nachruf", den Lutz ebenfalls mit feinstem Klanggespür vertont hat, klingen die Lieder bis zum Sternenzelt.
Als Zugabe sang Georg Poplutz "Somewhere", zwar nicht nach Eichendorff, aber trotzdem wunderschön.