Sonntag, 18. Juni 2023, 17.00 Uhr                                      Alte Schule - Saal

 

Einweihung des Steinway Flügels nach der Generalüberholung

 

                                 Klavierduo Auguste und Ieva Petkunaite

 

Werke von Schubert, Czerny und Ravel

 

 

Efringen-Kirchen

Klanggewitter am Klavier

Ines Bode 21.06.2023 - 16:37 Uhr, Oberbadische Zeitung

 

Auguste und Ieva Petkūnaitė haben ein tempostarkes Kammerkonzert in Efringen-Kirchen gegeben. Der Flügel kam nach seiner Generalüberholung zum ersten Mal wieder zum Einsatz.

 

„Oh!“, entfuhr es mehreren Konzertbesuchern als es zur Pause vom Museumssaal ins Freie ging, wo ein Unwetter im Anmarsch war. Und womöglich begünstigten die Pianistinnen Auguste und Ieva Petkūnaitė mit ihrem turbulenten Klanggewitter à la Ravel drinnen den plötzlichen Wetterumschwung draußen.

Mal abgesehen von der Wetterbeschwörung scheinen die aus Litauen stammenden Zwillingsschwestern tatsächlich Zauberhände zu haben. Fern von jahrzehntelanger Erfahrung sausten die Finger förmlich über die Tasten, um die Töne mit Aplomb in die Klaviatur zu hacken – milder kann man es fast nicht beschreiben. Das Tempo war die unsichtbare aber hörbare Begleitung des Duos, das 2018 nach Freiburg zum Studieren kam.

Große Freude zeigte Eckhard Lenzing vom Organisatorenkreis der Kammerkonzerte, weil die talentierten Schwestern der Anfrage fürs „Junge Podium“ zugestimmt hatten. Seine Freude galt weiter der Generalüberholung des Konzertflügels, dem die Petkūnaitė-Zwillinge als erstes Klavier-Duo überhaupt mächtig die Sporen gaben. Ein selten gehörtes Gastspiel also, das ein voll besetztes Haus bescherte.

 

Der erwähnte Ravel nun, respektive seine spanische Rhapsodie, passte ins erlesene Bild. Das Stück begann mit dem „Prélude à la nuit“ und einem Tetrachord, der Disharmonie verströmte und auch in den nächsten Sätzen hörbar werden sollte. In der „Malagueña“ wurden Anleihen des Fandangos laut, hingegen der kubanisch-spanische „Habañera“ aufreizend dahin tänzelte. Den langen Schluss bildete die Zeit der „Feria“. Turbulent und ausgelassen, im explosiven Crescendo mündend – ein Klanggewitter eben.

 

Begonnen hatte der Auftritt ähnlich energiegeladen. 

Zu Gehör kam die Sonate in D-Dur, Köchelverzeichnis 381, von Mozart, die das Wunderkind als 16-Jähriger für sich und die Schwester schrieb. Kenner bezeichnen sie als kleines Meisterwerk. Zarte Passagen wechseln sich mit stürmischen ab, die Leitmelodie birgt Hit-Potenzial. Die Jussen-Brothers, die aussehen wie Zwillinge, aber keine sind, arbeiteten sie in ähnlich schnittigem Guss ab.

Ausnahmslos vierhändig spielen auch die litauischen Pianistinnen, zudem ohne Noten, nicht selbstverständlich angesichts des heiligen Jobs der Blattumdreher. 

Schuberts Rondo in A-Dur perlte als leichte Sommermelodie dahin, ein Werk der Romantik. Hier wie an anderer Stelle war es unterhaltend, dem synchron agierenden Paar zuzusehen. Einer Welle gleich bogen sich die Gestalten vor und zurück, griffen die Hände ineinander und warfen sich die Arme anmutig in die Höhe. Kein Wunder, dass das Andantino des Schubert-Rondos in ein elegantes Finale führte.

Stichwort Schluss: Passend dazu fiel das letzte Stück aus, das 

Carl Czerny schrieb, ein Schüler Beethovens, und dessen Schüler wiederum Franz Liszt war. Czerny nannte es einfach große Sonate, und setzte bekanntlich auf die Kunst der Fingerfertigkeit. Da war er bei den genialen Schwestern genau richtig. Viel Anlass zu energischem Anschlag und hüpfenden Tönen, geformt von melodischem Tonfundament, inklusive eines spaßigen Scherzo’s hatte das halbstündige Werk zu bieten, das von der Dynamik und eben vom Tempo lebte. 

Apropos: Die Verjüngung des alten Herrn, der Konzertflügel, habe laut Lenzing 15 000 Euro gekostet. 6000 Euro seien als Spenden eingegangen, dafür zollte er großen Dank.

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