Festsaal – Rathaus Egringen
Podium Junger Künstler
Anatol Muster – Akkordeon
Leo Giger – Vibraphon und Schlagzeug
Werke von Ibert, Charlie Parker, Chick Corea, Miles Davis, Jacob Collier u.a.
Rositha Frey - Badische Zeitung, Dienstag, 27.Oktober
Außergewöhnlich in jeglicher Hinsicht war der Saisonstart der Kammerkonzerte Efringen-Kirchen. Unter dem Motto "Klassik trifft Jazz" spielten am Sonntag der Akkordeonist Anatole Muster und der Perkussionist Leo Giger jazzige Stücke, Bearbeitungen und Eigenkompositionen für diese seltene und reizvolle Klangkombination.
Um die Corona-Abstandsregeln besser umsetzen zu können, waren die Veranstalter vom Museum in der Alten Schule in Efringen in den Rathaussaal Egringen ausgewichen. 38 Zuhörer fanden hier Einlass.
Organisator Walter Kösters rief ins Bewusstsein, dass viele Musiker durch Corona in Existenznot zu geraten drohen. Sein Dank galt deshalb der Ortsverwaltung Egringen, die den Saal
für dieses "Podium junger Künstler" öffnete.
Das
Duo eröffnete das einstündige Programm mit der Romance von Jacques Ibert. Weich und sanft schlug Giger mit den Schlägeln die Platten des Vibraphons an, ebenso einfühlsam klang das Akkordeonspiel von
Anatole Muster in diesem romantisch-impressionistischen Stück. Wie subtil in den Klangwirkungen, differenziert und dynamisch nuanciert die Verbindung von Vibraphon und Akkordeon klingen kann, zeigten
die jungen Musiker in Gnossienne Nr. 1 von Erik Satie. In diesem Stück zogen sie die Zuhörer in einen hypnotischen Sog der Melodien, die eine eigene Magie und melismatischen Zauber erzeugten. Auch in
einer Eigenkomposition ohne Titel schöpften der Perkussionist und der Akkordeonist die Klangmöglichkeiten und Effekte ihrer Instrumente stimmungsvoll und prägnant
aus.
Für
die Jazz-Stücke wie "Donna Lee" von Charlie Parker wechselte Leo Giger ans Schlagzeug. Flexibel und rhythmisch akzentuiert ließ er die Stöcke an den Drums wirbeln, während Anatole Muster sein
faszinierendes Jazzfeeling am Akkordeon entfaltete. Der hochtalentierte Musiker, der sich auf das Studium des Jazz-Akkordeons an der Basler Musikakademie vorbereitet, setzte sein Instrument
spieltechnisch nuancenreich ein. In einem raffinierten Arrangement der 60er-Jahre-Nummer "In My Room" der Beach Boys entwickelte das Duo einen mitreißenden poppig-jazzigen
Sound.
Nach
einer Pause zum Lüften ging es weiter mit einem Stück aus "Children’s Songs" von Chick Corea sowie mit "Cristal Silence", ebenfalls aus Coreas Feder. Dabei bediente der junge Schlagzeuger ein breites
Spektrum an Perkussion, wechselte geschmeidig zwischen Stöcken, Schlegeln und Jazzbesen, einmal erzeugte er sogar mit zwei Bögen fantastische Klangeffekte. Voller Drive, Energie und rhythmischer
Verve agierten Anatole Muster und Leo Giger zum Schluss in "Nardis" von Miles Davis sowie als Zugabe eine freie Improvisation, in der sie fantasievoll schweifend bis ins Experimentelle das
Klangspektrum ihrer Instrumente zur Wirkung brachten. Begeisterter Beifall belegte am Ende, wie sehr den Zuhörern dieser ungewöhnliche Auftritt gefallen hat.