Sarah O‘Brien - Harfen Rezital
Werke u.a. von Rameau, Scarlatti,Fauré und Tailleferre
Badische Zeitung, 6.Juni 2019
Roswitha Frey
EFRINGEN-KIRCHEN
Es war eine doppelte Premiere: Zum ersten Mal in der mehr als 60-jährigen Geschichte der Kammerkonzerte Efringen-Kirchen gab es ein Solo-Harfenrecital. Ebenfalls zum ersten Mal in der Reihe stellte sich die Harfenistin Sarah O’Brien vor, die seit dreieinhalb Jahren in Efringen-Kirchen wohnt.
Für die Veranstalter war dies "ein Glücksfall", wie Walter Kösters in seiner Begrüßung im vollbesetzten Saal des Museums Alte Schule sagte. Denn so war es möglich, die "auf der internationalen Bühne" agierende Weltklasse-Harfenistin zu gewinnen. Sie war Soloharfenistin bei weltberühmten Orchestern wie dem Concertgebouw Orchester Amsterdam und den Münchner Philharmonikern und unterrichtet nun als Professorin in Basel und Zürich. Es sei für sie "eine große Ehre", an ihrem neuen Wohnort ein Harfen-Solokonzert zu geben, noch dazu bei den Kammerkonzerten, sagte Sarah O’Brien, die in ihrem grünen Kleid eine elegante Erscheinung bot.
Sie spielte an ihrer 80 Jahre alten Doppelpedal-Konzertharfe, einem prächtigen, goldglänzenden Instrument, das mit Darmsaiten ausgestattet ist. "Darmsaiten klingen schöner", erklärte die sympathische Harfenvirtuosin, die ihr Programm selbst erläuterte. Die Darmsaiten reagierten empfindlich auf die Hitze. "Aber lieber warm als kalt", kommentierte die Künstlerin, die eine Ersatzharfe für alle Fälle dabei hatte. Sarah O’Brien hatte Stücke aus Barock, Frühklassik, dem französischen Impressionismus und dem 20. Jahrhundert ausgesucht, in denen sie wunderbar ihre virtuose Spielkultur und die edle Klangschönheit ihres Instruments entfalten konnte. Bis auf die eigenen Bearbeitungen der Sonaten von Scarlatti und dem originellen Stück "Tic toc choch" von Francois Couperin aus dem Barock waren alles Originalwerke für Harfe.
Besonders reizvoll klang die Sarabande und Toccata des als Filmkomponisten bekannten Nino Rota. Einfühlsam, nuanciert im Klang und nobel, klangschön im langsamen Satz und voller Leichtigkeit in den schnellen Sätzen interpretierte Sarah O’Brien auch die Sonate G-Dur von Carl Philipp Emanuel Bach, eine der allerersten Originalsonaten für Harfe, die ursprünglich mit Continuobegleitung gedacht war. Wie facettenreich und bewegend der Harfenklang sein kann, demonstrierte sie in der Sonate für Harfe von Paul Hindemith, die dieser im Schweizer Exil geschrieben hat. Sie begeisterte auch in Stücken französischer Komponisten wie Gabriel Pierné und Gabriel Fauré, in denen sie die impressionistischen Klangfarben und die glitzernden Glissandi besonders stimmungsvoll zur Wirkung brachte. In der Sonate für Harfe der französischen Komponistin Germaine Tailleferre von 1953, in der Elemente des Jazz und der Habanera anklingen, zogen die exzellente Spieltechnik und die kräftigen Klangwirkungen ihres Harfenspiels in Bann. Nach einem zauberhaften Lied ohne Worte als Zugabe erklärte die mit enthusiastischem Beifall gefeierte Harfenistin den interessierten Besuchern Details über ihr Instrument, die Saiten, die meist mit den Fingerkuppen gezupft werden, die Pedale und die Fußarbeit. Dass man eine Musikerin, die sonst auf großen internationalen Bühnen gastiert, so hautnah erleben kann, gehört zum besonderen Charme der Kammerkonzerte Efringen-Kirchen.
Wie Sarah O’Brien im Gespräch erzählte, ist sie vor dreieinhalb Jahren mit ihrem Mann, dem Geiger Michel Francois, und ihrem Sohn nach Efringen-Kirchen gezogen. Nach Stationen in Amsterdam, München und Basel kam die Familie in die Gemeinde, weil sie nach längerer Suche hier ein geeignetes Haus fand: ein umgebautes altes Bauernhaus mit Scheune, das nun genügend Platz für ihre drei historischen Harfen bietet. "In diesem Haus lebt die Musik", sagt sie. Über ihren Mann, der öfter die Kammerkonzerte besucht hat, entstand der Kontakt zu den Organisatoren Walter Kösters und Eckhard Lenzing. Sarah O’Brien freute sich, dass auch einige ihrer Nachbarn gekommen waren, um sie spielen zu hören – und wie alle begeistert waren von ihrem Auftritt.